Aus Siebel/Winkler: Noos.I-2, 15.Kapitel: Noologische Zusammenhänge zum Thema "Funktion und Freiheit" (am Ende von 3.15.2.):
“Das Produkt der in die Tat umgesetzten bewussten oder unbewussten Entscheidungen ist in jedem Falle das eigene "Will". Wenn wollen als eine pathische Kategorie bezeichnet wird, dann heisst das, dass das "Will" mir widerfährt. Wenn wir uns hinsetzen und sagen "ich will aber, dass...", so ist das, was wir da wirklich wollen, trotzen zu nennen ... Will oder wollen widerfährt uns - und zwar dann, wenn wir eine Entscheidung in die Tat umgesetzt habe, wenn wir gehandelt haben (oder eben auch nicht). Daher der so enttarnende Spruch "Wenn du wissen willst, was du wirklich willst, musst du schauen, was du tust". Wenn gemeint wird, sich nicht entscheiden zu können und gesagt wird "ich kann mich (doch) nicht entscheiden", dann hat sich dieser Mensch gerade entschieden, beim Bisjetzigen zu bleiben und Verantwortung für eigenes Handeln aus der Hand zu geben. Dies ist dann sein Wille. "Das wollte ich doch nicht" - natürlich wollte er das. Insofern ist wollen eine pathische Kategorie, sie widerfährt uns und: sie ist nicht verwundbar; doch von Wünschen der Eltern, von VA-Erfahrungen anfärbbar.
Wollen geschieht immer, bewusst oder unterbewusst. Wir müssen logischerweise unterscheiden: bei uns selbst sind wir mit unserem bewussten Denken, draussen ist unsere Handlung: und dazwischen ist das Unbewusste. Also kann das, was wir in uns denken, etwas anderes sein als das, was als Verhalten von uns agiert wird. So zu tun, als sei das, was von uns agiert wird, etwas von uns Losgelöstes, ist Selbstbetrug, in hohem Mass naiv und gefährlich, weil wir uns unterstellen, wir seien Maschinen und hätten kein Unbewusstes; wir wären in der Lage, 30.000 Informationseinheiten pro Sekunde bewusst zu verarbeiten. Doch das kann kein Mensch und noch immer kein Computer.”
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